Abgeschmeckt: Goldroger – Avrakadavra

Zutaten: Auf 13 Songs hat Goldroger viel aus seinem persönlichen Leben, aber auch von den großen und kleinen Beobachtungen seiner Umwelt zu erzählen. Konkret wird er dabei selten, man muss schon genau hinhören, um seinen Gedanken folgen zu können. Es geht um Liebe, es geht um soziale und zwischenmenschliche Beziehungen auf allen Ebenen. Inspiriert von den großen Werken der Literaturgeschichte erzählt Goldie Geschichten auf seine ganz eigene Weise.

Geruch: Als Rapper schafft es Goldroger seinen Flow variantenreich zu gestalten, ohne darauf offensichtlich viel Wert zu legen. Wenn man dem Dortmunder zuhört, bekommt man das Gefühl, als würde die Erzählweise von ganz allein fließen. Er muss gar nicht flexen oder überdeutlich den nächsten Doppelreim betonen, sondern lässt sich ganz einfach auf die Melodien ein, um ganz eigenständig und sauber seine Texte vorzutragen. Und wenn die Beats Gesang nötig machen, ist auch das absolut kein Problem und wirkt vollkommen natürlich.

Gewürze: Im Gegensatz zum Vorgänger „Räuberleiter“ war Goldroger in die komplette Produktion von „Avrakadavra“ involviert. Gemeinsam mit Dienst&Schulter, die die gesamte Platte produziert haben, hat er einen psychedelischen Sound entwickelt, der laut JUICE das beste Gitarrenrap-Album seit Caspers „XOXO“ trägt, ohne das man die beiden abseits des übermäßigen Einsatzes der Klampfe miteinander vergleichen kann. So klingt die Platte sehr organisch, verliert aber trotzdem nicht seinen HipHop-Charakter.

Einzigartige Komponenten: Ein Hördurchgang von „Avrakadavra“ fühlt sich an wie ein psychedelischer Trip. Während man die Inhalte Stück für Stück zusammensetzen muss, ist der Vibe sofort greifbar. Das Zusammenspiel zwischen den harmonischen Beats, Goldies unverwechselbarem Flow und Songwriting, sowie einem untrüglichen Gespür für die richtigen Melodien ergeben eine einzigartige Kombination, in die man leicht beim Zuhören versinken kann.

Beilagen:
Avrakadavra“ kommt komplett ohne Features aus. Das ist aufgrund der Produktionsweise nachvollziehbar, in der das Trio seine ganz eigene Vision durchgesetzt hat und Außenstehende vielleicht nur gestört hätten. [jay]

Mal probieren: „Unter Nelken“, „Perwoll“, „Stg. Pfeffer“

Geschmack: Mit „Räuberleiter“ hatte Goldroger im letzten Jahr stark vorgelegt, obwohl es sich dabei nur um ein Mixtape/Free-Album handelte. Doch mit „Avrakadavra“ ist es ihm gelungen, noch eine Schippe draufzulegen. Das ist seinem Songwriting, aber auch dem einheitlichen Soundkonzept von Dienst&Schulter zu verdanken, der das Album zu einem homogenen Ganzen formt. Goldroger hat es geschafft eine Platte zu kreieren, die in sich zusammenhängend funktioniert und ohne Ausfall 13 Highlights aneinanderreiht. Melancholische und persönliche Alben können mich nur sehr selten wirklich restlos überzeugen. „Avrakadavra“ gehört definitiv dazu.

5,5/6 Salzstreuer

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