Selfmade Records (Buch-Review)

SelfmadeRecords_Buch

Zeitgleich mit der Veröffentlichung des Labelsamplers „Chronik III“ erschien Anfang Oktober 2015 das Buch „Selfmade Records – Die ersten 10 Jahre des erfolgreichsten deutschen HipHop-Labels„. Ursprünglich als limitierte Beigabe zur Deluxe-Box angekündigt, fand es bald auch seinen Weg in den freien Handel. Herausgegeben hat es Elvir Omerbegovic, Gründer und alleiniger Chef des Labels, zusammen mit Co-Autor Jan Wehn. Auf knapp 200 Seiten finden sich Interviews mit Künstlern, Freunden, Unterstützern und Geschäftspartnern sowie Fotos, ungefähr weitere 70 Seiten listen eine ausführliche Diskografie mit sämtlichen Veröffentlichungen des Labels inkl. Kommentaren zu den einzelnen Songs. Ein Statement setzt die wertige Haptik des Buchs, ein schwarzer Leineneinband mit goldenen Schriftzügen, der die komplette, für die Öffentlichkeit bestimmte Geschichte des HipHop-Labels umfasst.

Bisher habe ich mich wenig mit der Musik des Selfmade-Labels und den aktuell gesignten Rappern 257ers, Genetikk, Favorite, Karate Andi und Kollegah auseinandergesetzt. Meine Motivation, das Buch zu lesen, war demnach nicht musikalischen Ursprungs, sondern das Interesse an den Strukturen hinter den Künstlern. Wie funktioniert die Labelarbeit bei Deutschlands erfolgreichstem Independent-HipHop-Label? Welche Geschäftsbereiche gibt es? Wer arbeitet hinter den Kulissen? Darüber aufgeklärt wurde ich allemal, bisweilen sehr detailgetreu und bin nun sogar motiviert, mich mit der Musik der dort gesignten Künstler zu beschäftigen.

In unterschiedlich spannenden Interviews wird die Historie des Labels seit der Gründung (damals noch mit Flipstar von Creutzfeld & Jakob als Elvirs Geschäftspartner) aufgearbeitet. Zu meiner Überraschung werden auch Details , wie z.B. Verkaufszahlen, die der Öffentlichkeit sonst vorenthalten bleiben, preisgegeben. Im Endeffekt kommt wirklich jede wichtige Person zu Wort, von den Künstlern, über den Booker, den Vetrieb, bis hin zu Musikchefs bei Radiostationen. Auch kritische Anmerkungen, z.B. von Kool Savas, werden der Vollständigkeit halber nicht ausgespart, wobei klar ist, dass das Buch nicht als kritische Arbeit zu sehen ist, sondern als Lobeshymne zum 10 jährigen Labeljubiläum. Eben diese Lobeshymnen auf Selfmade-Boss Elvir, werden etwas zu ausschweifend. Auch im 20. Interview noch die selben Ausführungen zu lesen, wie in jedem einzelnen vorangegangenen Interview, ist für mich etwas anstrengend. Respekt vor der Arbeit des Labelschefs habe ich auch so.

Dennoch ist das Buch für Fans der Selfmade-Künstler, des Labels und HipHop-Fans im Allgemeinen ausnahmslos zu empfehlen. Selten gibt es Dokumentationen, die so akribisch dokumentiert sind. Allein im Regal ist das gute Sück schon ein Hingucker, wenn der Buchrücken im Sonnenlicht golden funkelt, genau so, wie Kollegahs frisch polierte Goldkette.

 

Alle Infos im Überblick:

Was: Selfmade Records – Die ersten 10 Jahre des erfolgreichsten deutschen HipHop-Labels (Buch), 294 Seiten, riva Verlag
Wo: Bei allen Buchhändlern oder online bei Amazon
Kosten: 24,99€