Dem Autor Johann Voigt ist seine aktuelle Buchveröffentlichung Rap Kitchen, dank der Kombination von HipHop mit Herd, ganz und gar gelungen. Insgesamt zwanzig Rapperinnen und Rapper stellen uns auf mehr als 150 Seiten jeweils eine kleine Auswahl ihrer Lieblingsgerichte vor – inklusive Rezept und Zubereitung. Untermalt mit sehr ansehnlichen Bildern von Fotograf Emil L. Z. Schramm kommen zwischen all dem leckeren Essen die Rapper/-innen in kleinen Porträts auch selbst zu Wort, dabei geben sie dem Leser einen Einblick in ihre Essenskultur: Was und wo essen sie am liebsten – und warum? Unsere heutige Buchkritik beschäftigt sich mit Deutschraps erstem Kochbuch!
Zugegeben, das Konzept von Rap & Kitchen ist nicht wirklich neu: Man denke an Action Bronson oder die kleine Kochshow von Celo & Abdi mit Visa Vie – und natürlich, nicht zuletzt, an Halles HipHop-Radioshow. Dennoch ist dieses Kochbuch ein Novum im deutschsprachigen Literatur- sowie Rapkosmos. Rap Kitchen ist jedoch mehr als bloß ein interessantes Konzept. Viele der Rezepte sind tatsächlich gut anwendbar und durch die wortwörtlich leckeren Fotografien ist der grundsätzliche Sinn eines Kochbuches sofort erfüllt: Appetit zu machen. Fans von u. a. Maeckes, MC Bomber, Haze, Eunique oder Eko Fresh lernen ihre Lieblinge darüber hinaus quasi durch den Magen noch etwas besser kennen als zuvor.
Ohnehin erzählt Rap Kitchen seine schönsten Geschichten dank der rappenden Hobby-Köche: Bei Fleischfreund Bass Sultan Hengzt gibt es Pizza und Hot Wings, der fitnessaffine Silla gönnt sich gerne mal einen selbstgebackenen Protein-Cheese und Chefket tischt dem Autor Sucuk & Ei mit Sandwich. Neben Chefket, der als Deutsch-Türke in Schwaben groß wurde und daher Spätzle wie auch Baklava schätzt, haben außerdem Mauli sowie Manny Marc & Tai Jason höchstpersönlich für Autor und Fotograf gekocht. Besonders interessant ist die Story des gelernten Koch Chakuza, welcher noch vor seiner Rap-Karriere als Restaurant-Küchenchef arbeitete. Entsprechend ausgewählt fallen dessen Zutaten und Gerichte aus.
Generell fällt der starke biografische Bezug vieler der porträtierten Rapper/-innen zu ihren Lieblingsgerichten auf. So erzählt Haiyti beispielsweise davon, was bei ihrer kroatischen Familie auf den Tisch kommt („[Trüffel], die man hier bekommt, sind nicht vergleichbar mit denen in Kroatien.“) und verrät uns ihre Lieblingsrestaurants in Hamburg. Sido dagegen geht am liebsten in New York, Los Angeles oder Berlin ins Restaurant – ohne dabei jedoch die guten alten Ostlernudeln von zuhause zu vergessen, welche der Autor dieser Zeilen bereits nach Sido-Rezeptur nachgekocht hat und als „fast wie bei Oma“, also ausgesprochen gut beurteilen würde. Und auch nicht nur laut Omik K ist das Brothers auf der Leipziger Eisenbahnstraße eines der besten Lokale überhaupt im Osten.
Zu bemängeln gibt sehr wenig am Endergebnis dieses Buch-Projektes. Ärgerlich ist jedoch die Auswahl des Covers, welches man vor allem angesichts des so hochwertigen Bildmaterials hätte kreativer gestalten sollen. Rap Kitchen ist ein dennoch „wundervolles Buch“ (Zitat von Niko Backspin im Vorwort), welches sowohl als Kochbuch, wie auch als Sammlerstück für Rapfans als geeignetes Weihnachtsgeschenk taugt. Die Gerichtauswahl ist kulinarisch ebenso vielfältig wie die beteiligten Rapper/-innen, von Fitnessfood bis Kalorienbomben gibt es sowohl lokale Spezialitäten als auch Essen aus aller Welt. Abgerundet wird der Rap-Food-Guide durch ein angenehm schlichtes Layout im Zusammenspiel mit exklusivem Bildmaterial. Kurzum: Guten Appetit!