Abgeschmeckt: Dexter – Haare nice, Socken fly

Künstler: Dexter
Release: Haare nice, Socken fly
Veröffentlichungsdatum: 30.06.2017
Label: Melting Pot Music / WSP Entertainment
Format: CD, Vinyl & Digital

Zutaten: Ein Album, das mit einer Kinderstimme „Papa ist der beste Rapper“ sprechend beginnt, kann schon mal nicht unsympathisch sein. Diese authentisch-ehrliche Art vom Openingtrack „Dexy, wo bist du?“ zieht sich durch die gesamte Platte. Dexter wirkt liebenswert und das, was er uns aus seinem Leben erzählt, ist angenehm anzuhören. Kein deeper Emotrack, kein krasser Club-Banger und auch kein Fake-Getue – kurzum, die Inhalte auf diesem Album kann man sich bedenkenlos anhören, ohne erschrocken zu werden. Das gefällt mir gut, und auch Dexter selbst würde „keinen Tag tauschen“, da ihm sein Leben zu gefallen scheint, was man auch merkt.

Geruch: Durch die zahlreichen Features und Dexters Fokus auf facettenreiche Melodik lässt sich der Flow des Albums an sich schwierig bewerten, da es einfach an Einheitlichkeit fehlt. Prinzipiell ist hier nichts sehr Schlechtes dabei, lediglich der Track „Robby Bubble“ mit Fatoni stresst mich beim Hören etwas. Dexter selbst hingegen versucht sich an viel, so heißt es in ‚Wind weht durchs Haar‘ zum Beispiel: „Ich kann keine Hooks, aber die hier ist ok“, was man durchaus so stehen lassen kann. Ansonsten ist der Reimfluss von Track 1 bis 12 ganz ordentlich.

Gewürze: Eindeutig das Herzstück! Denn hier lässt Dexter seinem Können freien Lauf und bleibt sich mit stilvollen Jazz-Klängen zwar treu, probiert sich aber auch an moderneren Stilmitteln aus, was mal sehr („Frag mich nicht“) und mal mäßig gut („S.A.D.O.S“) gelingt. Wer ein Faible für ansprechende Beats hat, wird mit diesem Album auf jeden Fall seine Freude haben. Wer wiedeurm weniger auf Beats achtet, bekommt durch die smoothen Bässe und kitzelnden Drums auf jeden Fall ein sehr gefälliges Gesamtprodukt.

Foto: Saeed

Einzigartige Komponenten: Zugegeben, der Albumname und das Verwenden von „Ich bims“ im Jahre 2017 wirken zunächst ein wenig befremdlich, doch die Qualität der Musik ist dope genug, um das mehr als nur wett zu machen. Dexter ist und bleibt ein sehr begabter Produzent, der das auch gerne demonstriert. Dadurch ergibt sich ein qualitativ hochwertiges Klangbild, welches eigentlich durchweg fehlerfrei bleibt und den Vibe dieser Platte ausmacht.

Beilagen: Es überrascht natürlich wenig, dass bei einem Dexter-Album viel Wert auf die Features gelegt wurde. Vertreten sind mit Retrogott, Fatoni, Maniac, LGoony, Ahzumjot und Jaq (zwei Mal) gleich sechs Gastrapper, die sich eigentlich allesamt mit Dexters Stil ziemlich gut ergänzen.

Mal probieren: Beim Track ‚Palmblätter‘ fällt auf, dass LGoony und Dexter erstaunlich gut zusammen funktionieren, diese Combo kann gerne wiederholt werden. Ansonsten ist mein persönliches Highlight „Nüsse“ zusammen mit Maniac. Hier haben wir es mit einer smoothen Nummer zu tun, die mithilfe einer eingängigen Hook und cooler Zwischensequenzen einen Vibe transportiert, der über eher mittelmäßige Lyrics hinweg sehen lässt.

Geschmack (Fazit): Dass Dexter viel von seiner Arbeit versteht, ist wahrlich unbestritten. Das hat er in der Vergangenheit nicht nur durch die Zusammenarbeit mit kommerziell erfolgreichen Rap/Pop-Künstlern schon bewiesen. Mit „Haare nice, Socken fly“ hat Dexter nun ein persönliches Werk abgeliefert, dass mir vor allem durch seine musikalische Qualität und die Liebe zum Detail gefällt. Dennoch merkt man an manchen Stellen schon noch, dass Dexter ein besserer Produzent als Rapper ist, was jedoch das Gesamtkunstwerk als solches nicht ernsthaft gefährdet. Wir haben es hier mit einer sehr ordentlichen Rap-Platte zu tun, die nicht nur vorzeigbar, sondern auch liebenswert wirkt. Gute Arbeit, Dexter.

4/6 Salzstreuer

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