Vor nicht allzu langer Zeit trudelte bei uns in der Redaktion die aktuelle, bisher 5. Ausgabe vom „Streetlove Magazin“ ein. Eines der noch wenigen aktiven Print-Magazine mit einem HipHop-Relevanz, das sich zur Aufgabe gemacht hat, auch außerhalb des Internets neugierige Leseratten mit neuem Stoff zu versorgen. Das laut eigener Aussage einzige Magazin in Deutschland, das sich an den Werten der HipHop-Kultur orientiert, überschätzt sich da gewiss nicht selbst. Auf insgesamt 68 Seiten erhaltet ihr die geballte Ladung an Graffiti, Break- & Urban-Dance, DJ- sowie Rap-Themen in einer Mischung aus Interviews, Berichten, Vorstellungen oder Bildern. Der gebotene Inhalt steht in diesem Zusammenhang dem von „großen“ Magazinen, wie der Juice oder damaligen Backspin, in nichts nach. Das ist vor allem sehr beeindruckend, da der Löwenanteil der Arbeit wie Autor, Layout, Korrektur oder Verlag lediglich von einer einzelnen Person geregelt wird. Die Rede ist von Tobias Wünn, Gründer des Magazins und Hauptgrund, warum der Fokus im Bereich Graffiti liegt – er ist nämlich selbst noch in der Szene aktiv.
Das 2011 erstmalig veröffentlichte und im jährlichen Rhytmus erscheinende Magazin hat in dieser Ausgabe als Titelstory ein komplett in englisch geführtes Interview mit der aus Dänemark stammenden Graffiti-Legende ‚Bates‘. Dass ihr abgesehen von auf deutsch geführten Interviews auch einige in Originalsprache findet, hat den einfachen Hintergrund, dass der Autor das „authentische Bild des Künstlers präsentieren“ möchte. Ein Fakt, den ich selbst sehr begrüße, da Übersetzungen in die deutsche Sprache den Sinn der Antwort gelegentlich verfremden.
Desweiteren enthält die 5. Ausgabe bemerkenswerte Interviews u.a. mit dem Old School-DJ „Skeme Richards“ aus Philidelphia (Bestandteil der legendären Rock Steady Crew), H.D.U.G – Heidelberg Underground, der Crew LSD mit dem Release „Watch outfor the third rail“ (erste HipHop-Album aus Deutschland) oder dem Shopinhaber des in Deutschlandweit ersten Graffiti-Ladens „Wildstyle Shop“ sowie Initiator von „TUFF COLORS“ Ben Mansour. Vor allem das Interview mit Ben One aka Zulu Ben aka Wildstyle Ben war für mich ein Highlight und ist mit großer Sicherheit für Graffiti-Aufgeschlossene sehr interessant. Während des dreiseitigen Artikels erfährt man, wie er zu seinem Laden gekommen ist, was es mit seiner eigenen Sprühdose auf sich hat und was aus ihr geworden ist.
Den Abschluss des Magazins bietet ein kurzer Artikel über das sog. „Urban Health Center„, ein Ort, an dem ihr von professionellen Physiotherapeuten betreut werdet um vor den szenetypischen Verletzungen verschont zu bleiben. Daraus resultierend hat man unter anderem das Urban Dance Heath Thereapiekonzept entwickelt, um speziell für HipHop-Tänzer in Form von Workshops, Vorträgen oder Einzelbehandlungen auf mögliche Risiken aufmerksam zu machen und mit den richtigen Techniken Verletzungen vorzubeugen.
Das „Streetlove Magazin“ war mir persönlich seit der letzten Ausgabe aus dem August des vergangenen Jahres ein Begriff. Damals schon konnte mich sowohl der gebotene Inhalt, als auch die Qualität der geführten Interviews und Berichte begeistern. Diesen Qualitätsstandard kann ich auch der aktuellsten Ausgabe ansehen. Ein sehr stimmiges und vor allem umfangreiches Magazin für die HipHop-Kultur, die für alle Bereiche etwas zu bieten hat. Man kann Tobias Wünn und seinem kleinen Team dahinter nur unendlich dankbar sein, dass sie trotz einem schrumpfenden Markts ihre volle Energie investieren und jedes Mal ein solch hochwertiges Kultur-Magazin auf die Beine stellen!