Judge und Biber greifen zum Skalpell

Zugegeben, zum Ende des letzten Jahres hin fehlte mir schlichtweg Zeit und Energie zur Auseinandersetzung mit Releases aus Halle. Nun wollen wir das nachholen und zerren zuallererst das schon Anfang November erschienene gemeinsame Album Lobotomie für’s Prekariat von Judge und Biber auf den Seziertisch.

Judge von den Unsterblichen war zuletzt vor allem im Team mit Onkel Noie und den Moskitozz im Rahmen des Kollabo-Albums Bumfunk aktiv – und Biber? Der, mit dem Pettar seinerzeit ein Team formte, lieferte zuletzt ebenfalls einen Gastbeitrag zu besagtem Release. Nun haben die alten Hasen also ein Kollaboalbum veröffentlicht, bei dem allein schon zum Verständnis des Titels der Fremdwörterduden herbeigezogen werden muss. Das Hören der Platte gleicht dem Eintauchen in einen Moloch aus menschlicher Vergänglichkeit. Songs über die alten Zeiten, verlorene Brüderverlorene Zeit und das verlorene Selbst, die Gesellschaft und die Geschehnisse auf den tristen Straßen an der Saale verleihen dem Album ein trübseliges Kolorit. Aber nicht nur das, teilweise schwingt in den Lyrics und vermehrt auch den Beats eine gewisse Hoffnung mit. Beim Hören fühle ich mich in die Zeit der Halle Sampler zurückversetzt und spüre irgendwo jedoch auch das Angekommensein in der Gegenwart. Als Gäste sind Andi B., Flow, beide im Doppelpack als Moskitozz sowie Onkel Noie mit am Start. Insgesamt sicherlich nicht die einfachste Kost, wer sich jedoch gerne mit Besitz an den Sypansen ergreifendem Rap befasst, wird hier Freude verspüren.

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