DJ Tomekk: Ich lebe für Hip Hop (Buch-Rezension)

DJ Tomekk hat im letzten Jahr seine Autobiographie veröffentlicht. Wenig überraschend trägt sie den Titel einer seiner erfolgreichsten Singles, Ich lebe für Hip Hop. Seine besten musikalischen Jahre hat der Berliner DJ und Produzent schon längst hinter sich und machte zuletzt eher im Klatsch und Tratsch oder auf 90er-Partys von sich reden. Ich persönlich wurde als Jugendlicher durch die Kollabo mit Fler und G-Hot, Jump, Jump erstmalig auf DJ Tomekk aufmerksam und ordnete ihn lange Zeit auch in die Berliner Mittzweitausender-Partyrap-Ära ein. Je tiefer ich später aber diggte, desto mehr, eigentlich recht nennenswerte Kollabos und Produktionen aus Tommeks Hand entdeckte ich. Somit begann ich ihn vorrangig für seine musikalische Umtriebigkeit zu schätzen. Welcher andere deutsche DJ arbeitete schon sowohl mit Curse, als auch KRS-One, Lil´Kim und Sido zusammen, geschweige denn erhält ein Vorwort von Kurtis Blow für sein Buch?

In seiner Autobiographie arbeitet Tomekk sein komplettes bisheriges Leben von der Kindheit in Krakau bis ins Jahr 2020 auf – und erzählt von guten sowie schlechten Zeiten. Aufgrund der Art und Weise, wie stark Gutes und Schlechtes ausgeprägt waren, entsteht der Eindruck, dass Tomekks Leben generell von Extremen geprägt war. Die wirklich zerrüttete Kindheit, die Zeit als Halbwaise im Kinderheim, die Erfolge in den USA mit Mentor Kurtis Blow, der kommerzielle Durchbruch in Deutschland mit all seinen Höhen und Tiefen, sein Verhältnis zu Frauen, Skandale und Abstürze, aber auch seine spätere Enthaltsamkeit und das Umdenken in vielerlei Hinsicht. Insgesamt scheint er heute ein reflektierter Charakter zu sein, der seinen Teil aus dem Weg aus der relativen Perspektivlosigkeit über die Penthouse-Wohnung am Kurfürstendamm bis hin in ruhigere Gefilde gelernt hat. Nun liegt Tomekks Fokus auf Selbstbeherrschung, sicherlich ist auch ein Streben nach vergangenen Erfolgen mit dabei, aber selbst das ist völlig menschlich.

Zusammenfassend haben wir es hier mit einer größtenteils interessanten Lektüre zu tun, mit deren Hilfe nicht nur Zusatzwissen zur Person des DJ Tomekk erlangt, sondern auch über einige Lebensweisheiten sinniert werden kann. Stellenweise wirkt die Art des Schreibens zwar etwas kokett, bspw. wenn die eigene Männlichkeit im Zusammenhang mit der detaillierten Ausmalung körperlicher Begehrlichkeiten dargestellt wird, in der Summe erscheint die Schreibweise jedoch reflektiert. Über die Prozesse, die Tomekk während der Aufarbeitung durchlaufen hat, lässt sich nur mutmaßen. Abschließend kann Mensch und vor allem HipHop-Fan dieses Buch ruhig mal gelesen haben.

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