Abgeschmeckt: Yung Lean – Stranger

Künstler: Yung Lean
Release: Stranger
Veröffentlichungsdatum: 10.11.2017
Label: Year0001
Format: Streaming, CD

Zutaten: Es wird bald wieder Winter, höchste Zeit also für ein neues Album von Yung Lean. Denn der junge Schwede setzt auch weiterhin auf bittersüße Melancholie („Red Bottom Sky“), große Gefühle („Agony“) und einzigartige Metaphern („Skimask“). Irgendwo zwischen Größenwahn und Selbsthass („Fallen Demon“), entschiedener Einsamkeit und Sehnsucht („Yellowman“) befinden sich die Texte von Yung Lean – und damit wahrscheinlich auch seine Gefühlswelt.

Geruch: Ohne jeden Zweifel ist „Stranger“ einmal mehr ein extrem originelles und stilsicheres Album von Yung Lean, dessen Stimme alleine schon jedem Track einen unverkennbaren Stempel aufdrückt. Tatsächlich bemerke ich vom Anfang bis zum Ende, dass Yung Lean sehr viel Emotionen in dieses Album gesteckt haben muss, er arbeitet mit einem deutlich vielfältigeren Stimmeinsatz als zuletzt und wirkt in seinem Flow extrem gefestigt, beinahe schon erwachsen. Die Tatsache, dass Yung Lean kein englischer Muttersprachler ist, fällt nun kaum noch auf.

Gewürze: Zur Freude vieler Fans wurde die Produktion von „Stranger“ exklusiv Labelkollege Yung God überlassen, der nach wie vor die Musik von Yung Lean in ihre unverwechselbare Richtung lenkt. Besonders bemerkt man das, was sicherlich viele Fans der ersten beiden Alben freuen wird, bei den Tracks „Drop it/Scooter“, „Yellowman“ und „Muddy Sea“.

Einzigartige Komponenten: Keine Features, exklusive Sad-Boys-Produktion, gefühlvolle Texte und musikalische Experimente: Das klingt nach einem Versprechen für alle S.E.B.-Fans und nach genau dem, was man sich nach den letzten 2 Jahren gewünscht hat. Yung Lean beruft sich auch tatsächlich auf einige Elemente seines ursprünglichen Cloud-Rap-Stils, was in Kombination mit Flow und Stimme nach wie vor wirklich gut klingt. „Stranger“ ist ein fesselndes Album, das wie selbstverständlich traurig, aber auch sehr unterhaltsam klingt. Und Altbewährtes ist bei Yung Lean eigentlich immer eine gute Idee.

Beilagen: Zum ersten Mal präsentiert uns Yung Lean ein Album ohne Features – andererseits war es auch irgendwie nur eine Frage der Zeit, bis er auch das mal ausprobiert.

Mal probieren: Das beste Lied des Albums ist der achte Track „Drop it/Scooter“. Es ist ein Song mit Suchtgefahr, der sich tatsächlich mit den großen Werken von Yung Lean wie bspw. „Ghosttown“ oder „Kyoto“ zumindest messen kann. Denn Yung Lean arbeitet hier wie vor ein paar Jahren sehr spielerisch auf einem sphärischen Beat, der zum Träumen und Entspannen einlädt. Darüber hinaus gibt es einen eingängigen Refrain, popkulturelle Referenzen und die inzwischen manchmal bei Yung Lean etwas abhanden gekommene Liebe fürs Detail.

Geschmack: Yung Lean ist immer noch gerade mal 21 und hat bereits eine Diskografie im Rücken, die sich mehr als sehen lassen kann. In puncto musikalischer Qualität reiht sich Stranger im oberen Mittelfeld all seiner Werke ein: Besser als Frost God, schlechter als Unknown Memory & Unknown Death 2002 – also ungefähr gleichauf mit Warlord. Es ist ein wunderschönes Album, welches dem Stil des Schweden wieder mal sehr gerecht wird. Der experimentelle Weg von Yung Lean findet auf dieser Platte eine würdige Fortsetzung, wirkt aber vor allem bei Tracks wie „Agony“ (Klavier und Gesang auf einem Album von Yung Lean?) und „Push/Lost Weekend“ (viel zu übersteuert) etwas befremdlich, leider.

4/6 Salzstreuer

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