Abgeschmeckt: Action Ahrens – Es geht immer nur ums Eine

Künstler: Action Ahrens
Release: Es geht immer nur ums Eine
Veröffentlichungsdatum: 24.08.2017
Label: unsigned
Format: Streaming, Download

Zutaten: Der Titel trügt, denn inhaltlich gibt es auf der EP „Es geht immer nur ums Eine“ viel zu entdecken. Zwar dreht sich hier tatsächlich sehr viel um Sinnlichkeit, doch auch darüber hinaus rappt Action Ahrens recht ambitioniert über Groupies, Rausch, Exzess, das urbane Leben im Osten, Exfreunde, viel Alkohol, lange Nächte, Filmrisse und gefühlte Ohnmacht. Sie selbst positioniert sich dabei „zwischen Biggie und David Bowie“, himmelt einen Barkeeper an und wurde von ihrem „Stecher im Stich gelassen“. Alles klar.

Geruch: Sicherlich das Highlight der EP, denn Action Ahrens hat einen fantastischen Reimfluss. Sie brilliert hier mit Tempowechseln, sinnvollen Wiederholungen und größtenteils auch kreativen Reimen. Ihre Skills demonstriert sie dem Hörer lässig und fast schon nebenbei, als wäre Young M. A. plötzlich bei den Montagsmalern in Halle und würde auf Deutsch rappen.

Gewürze: Der Beat zum Opening-Track „Ohnmacht“ wurde vom Producer rdypsilon gebaut, welcher der EP damit einen angemessenen Einstieg ermöglicht. Der Bass ist smooth, das Tempo recht langsam und Satisfaction Ahrens kann, von dezenten Piano-Samples begleitet, ganz entspannt von einem Filmriss erzählen. Die Tracks 2 bis 4 produzierte Thigh Gap Boi, der damit dieser EP seinen musikalischen Stempel aufdrückt. Seine Beats passen meiner Meinung nach am besten zur Stimme von Action Ahrens. Der Übergang vom vierten zu den letzten beiden Tracks (produziert von Rattenjunge, der einen Shoutout für seinen Künstlernamen von mir bekommt) fällt dann auch folglich direkt auf, musikalisch. Der Beat zu „Opfer“ ist aber zum Glück sehr stark und stellt den nachfolgenden zu „Einzelhaft“ auch deutlich in den Schatten.

Einzigartige Komponenten: Geeignete Beats, sinnvoll platzierte Adlips, ein guter Flow, interessanter Content und ein klar hörbarer eigener Style: Action Ahrens macht mit dieser EP sehr viel richtig. Der Vibe von „Es geht immer nur ums Eine“ ist ansteckend und setzt für Hip-Hop-Halle neue Maßstäbe. Dass die EP so kurz gehalten ist gefällt mir, so bekommt man nach den 6 Tracks sofort Lust auf mehr. Das scheint beabsichtigt, aber selbst wenn, wen juckt’s? Wenn die kommenden Werke von Action Ahrens genau diesen süchtig machenden Vibe beibehalten können, wird man sie sehr bald auch außerhalb Halles hart feiern, sofern das nicht schon der Fall ist.

Beilagen: Gibt es keine. Gut so, denn Action Ahrens gilt es auf den sechs kurzen Tracks zunächst ganz alleine zu entdecken. Ein Feature hätte dieser EP auch nicht gutgetan.

Mal probieren: Der für mich beste Track auf der EP trägt den prägnanten Titel „Opfer“. Ein dezenter und gleichzeitig sehr doper Beat, konsequente Flows und viele Battlerap-Ansätze – das klappt hier sehr, sehr gut. Action Ahrens macht alles kaputt mit nur einem Satz und der geneigte Zuhörer fragt sich, welcher Satz überhaupt gemeint ist, doch bevor es eine Antwort hierauf gibt, endet der Track abrupt mit einem gepflegten „Du Opfer!“ – Finde ich sehr gelungen.

Geschmack: Viel mehr gibt es gar nicht zu sagen. Diese EP ist fast perfekt, sie macht Bock auf mehr und ist endlich mal wieder ein dickes Ausrufezeichen aus der Stadt Halle auf der deutschen Rap-Landkarte – vielleicht sogar das erste richtige. Action Ahrens rappt so, als würde sie seit Jahren kaum etwas anderes machen und klingt dabei sehr natürlich, wenig verstellt. Einzelne Stolpersteine beim Flow gehen eigentlich allesamt unter, man will viel mehr wissen, was Action Ahrens noch so zu erzählen hat und wartet auf den nächsten Storytelling-Part. Unterm Strich ist „Es geht immer nur ums Eine“ bis jetzt die für mich beste Rap-Platte des Jahres aus Halle.

5/6 Salzstreuer