Als die Woche begann hatte ich nach ein paar Tagen das Gefühl, dass wir es diesmal mit einer kompletten Deutschrap-Kolumne zutun bekommen. Zu belanglos waren die internationalen Beiträge zu Beginn. Doch dann wendete sich das Blatt doch noch und ein paar Qualitätsgaranten veröffentlichten frischen Sound. Deswegen bewegt sich das #salzderwoche auch diesmal wieder von Halle bis Hamburg, von Berlin bis Köln, von New York bis North Carolina und von Los Angeles bis Miami.
Doc Budd & Rush86 – Straßensound
Die Masse an Plattenbauten ist in Halle auch über 25 Jahre nach der Wende nicht zu knapp. Und das Leben zwischen den Blocks war schon immer Brutstätte für straighten Straßenrap. So auch in unserer Saalestadt, der auch die beiden Rapper Doc Budd und Rush86 entstammen. Offensichtlich aus dem Umfeld der 722-Crew stammend, berichtet das Duo von seinem Leben auf den Straßen ihrer Stadt. Gefilmt wurde das Ganze von El Punto Pictures, auf dessen Kappe bereits diverse Clips für Hallenser Rapper gehen. Ob da eventuell auch ein Release ansteht ist nicht erkennbar, wir halten euch allerdings auf dem Laufenden.
Sa4 – Ghettotourist
Wenn von der 187 Straßenbande die Rede war, dann vor allem von den kongenialen Duos LX & Maxwell und Bonez & Gzuz. Die vier Flaggschiffe des Labels brachten Hamburger Straßenrap zurück auf die Karte und besonders Gzuz wusste mit seinem Solodebüt „Ebbe & Flut“ zu überzeugen. Nachdem der Name nun etabliert ist, ist es Zeit für die zweite Reihe aus dem Schatten zu treten. Den Anfang macht Sa4, der sein erstes eigenes Video veröffentlicht hat, ebenfalls gedreht von Bonez MC himself. Ob da nun ein Mixtape oder gar ein Album in der Mache ist, ist noch nicht bekannt. Die 187ers sind allerdings bekannt für ihr smartes Social-Media-Marketing, weshalb man wohl davon ausgehen kann, dass das nicht nur ein kleiner Clip für zwischendurch war.
MC Bomber/Frauenarzt – Keine Wissenschaft/KKF
Ihr kennt Features und ihr kennt Split-Videos. Und ihr kennt die Kombination aus beidem. Aber wie oft habt ihr schon ein Split-Video zu zwei eigenständigen Solosongs von zwei separaten Künstlern gesehen, die noch dazu nicht das gleiche Release ankündigen, wie etwa einen Sampler? Ein echtes Novum, das MC Bomber und Frauenarzt da umgesetzt haben. Ganz ohne Hintergedanken passiert das natürlich trotzdem nicht. Frauenarzt ist wieder hart und bringt am 06. Mai sein Comeback-Album „Mutterficker„, das die Atzen-Ära fürs Erste endgültig abschließt. Seine erste Soloplatte seit „Dr. Sex“ aus dem Jahr 2007 erscheint zudem über das neue Label Proletik, das er – Überraschung – mit MC Bomber gegründet hat. Um alles abzurunden geht das Duo dann auch noch gemeinsam auf Tour.
Yaesyaoh – Berlin
HipHop-Grundsatzdebatte: Wo ist die Kultur entstanden? Hängengebliebene Backpacker würden wohl auf New York tippen, durch Aggro Berlin sozialisierte Kids setzen vielleicht auf unsere Landeshauptstadt. Doch laut Yaesyaoh entspricht das alles nicht der Wahrheit, denn laut seiner Aussage kommt Rap aus Köln. True Story Bro.
Rin – Error
Wenn es nach dem Qualitätssiegel des Labels/Videoteams Live From Earth geht, ist Rin der heißeste Newcomer derzeit. Zumindest Talent hat der Stuttgarter ohne Zweifel, wie er in seinem ersten Video unter Beweis stellt. Und auch die zugehörige kostenfreie EP „Genesis“ kann sich definitiv sehen lassen. Man darf gespannt sein, was der neue Stern in der Cloud in Zukunft noch so von sich geben wird.
Samiyam feat. Action Bronson – Mr. Wonderful
Eigentlich hat sich Samiyam auf instrumentalen HipHop spezialisiert. Doch wenn Mr. Wonderful himself vorbeischaut, darf dieser natürlich auch mal einen Beat berappen, um das Album „Animals Have Feelings“ des Produzenten zu bereichern. Alles schwer zu empfehlen, schließlich ist die Platte nicht umsonst über Stones Throw Records erschienen.
Milonair feat. Haftbefehl – Dieses Dasein
Eigentlich ist Milonair der letzte Azzlackz-Member, auf dessen Album ich gewartet habe. Dementsprechend skeptisch war ich bei der rhetorischen Frage des Hamburgers auf Facebook, ob wir denn nun wirklich ein Album von ihm haben wollen. Reflexartig hätte ich erstmal mit „Nein“ geantwortet. Eine Platte gibt es natürlich trotzdem, sie hört auf die Titel „Milominati“ und soll am 13. Mai erscheinen. Gleichzeitig ist die erste Single erschienen und sie ist… überraschend stark. Niemand geringeres als Melbeatz hat sich mit der deutschen Version des Musicals „Annie“ auseinandergesetzt, das bereits Jay-Z zu seinem Megahit „Hard Knock Life“ verholfen hat. Dazu kommt ein starker Part von Haftbefehl und auch die Thematik rund um die Flüchlingsdebatte wurde erstaunlich unpeinlich umgesetzt. Vielleicht muss ich meine Meinung bezüglich eines Albums von Milo nochmal überdenken. Zumindest reinhören werde ich nun mit Sicherheit.
Pillath – Intro/Der macht datt gut
Nach dem Video zum Titeltrack des ersten Soloalbums „Onkel Pillo“ von Pillath konnte mich ehrlich gesagt keine weitere Single vom Ruhrpott-Rapper überzeugen und ich war tatsächlich etwas enttäuscht, war ich doch großer Fan von S&P. Doch jetzt, wo ich es nicht mehr erwartet habe, haut der Gelsenkirchener doch nochmal einen raus. Im Splittvideo zu „Intro“ und „Der macht datt gut“ werden hervorragende Punchlines mit überdurchschnittlichen Beats und vor allem einem komplett ignoranten Vortrag vereint. Vielleicht sollte ich dem Album doch nochmal eine Chance geben. Zumindest die Punchline-Bretter scheinen doch stark zu sein.
Prezident – Knapp 9000m tief im Köhlerliesl
Das Köhlerliesl scheint eine von Prezident geliebte Wuppertaler Kneipe zu sein, in der der Whiskeyrapper regelmäßig abzuhängen scheint, um das ein oder andere gehobene Erfrischungsgetränk zu sich zu nehmen. Wenn man sich die zugehörige Musik anhört, könnte man vermuten, das komplette Album „Limbus“ ist dort entstanden. Zumindest war die Kneipe eine große Inspiration, weshalb Prezi ihr einen Song und ein Video dazu gewidmet hat.
Denzel Curry feat. Rick Ross – Knotty Head (Remix)
Der Zenit des Rick Ross ist spätestens mit seinem aktuellen und doch recht belanglos geratenem Album „Black Market“ überschritten. Für ein wenig Buzz für aufstrebende Künstler reicht der Name jedoch immernoch, weshalb Rozay seit jeher gern gesehener Feature-Gast auf den kleinen und großen Hits der neuen Garde ist. So auch bei Denzel Curry, den wir euch bereits vor einigen Wochen in dieser Kolumne vorgestellt haben und der nun einen Remix zu einem seiner bisher massentauglichsten, aber deshalb lange nicht weniger guten Songs „Knotty Head“ in Zane Lowes Radioshow bei Apple Music vorstellte.
The Internet – Special Affair/Curse
Bereits im letzten Sommer ist „Ego Death“ erschienen, das aktuelle Albm vom Odd-Future-Duo The Internet. Sängerin Syd Tha Kyd und Produzent Matt Martians können allerdings aufgrund der schlimmen Ereignisse letzten Jahres in Paris erst jetzt nach Europa, um die Platte ihren Fans live vorzustellen. Damit der geneigte Hörer wieder weiß, für was er da eigentlich eine Konzert-Karte gekauft hat, gibt es zur Auffrischung nochmal ein Split-Video zu „Special Affair“ und „Curse„. Und am Ende schaut auch Tyler The Creator noch für einen Part vorbei.
Hopsin – Ill Mind Of Hopsin 8
Was genau zwischen Hopsin und seinem Label Funk Volume, das er selbst mitgegründet hat, vorgefallen ist, habe ich leider nicht mitbekommen. Doch Hopsin scheint seine Heimat nun verlassen zu haben und schießt gegen seinen ehemaligen Partner und CEO von Funk Volume in gewohnt überzeugender Manier mit einem weiteren Part seiner „Ill Mind Of Hopsin„-Serie, in der er regelmäßig Dampf ablässt.
Bas feat. J.Cole – Night Job
Das Bas perfekt auf J.Coles Label Dreamville passt, sollte man als Fan bereits gecheckt haben. Nun liefern die beiden einen weiteren Beweis für ihre Harmonie in Form eines Video. Der zugehörige Song stammt vom Album „Too High To Riot“ von Bas, das seit kurzer Zeit in den Läden steht.