Abgeschmeckt: Gossenboss mit Zett & Monkay – 100 Kilo schlechter Rap

Künstler: Gossenboss mit Zett & Monkay
Release: 100 Kilo schlechter Rap
Veröffentlichungsdatum: 23.06.2017
Label: RecordJet
Format: CD, Tape, Download

Zutaten: Alles wie gehabt: Gossenboss rappt über sein Leben ohne Ausbildung, Uni und einen vermeintlich geregelten Tagesablauf. Seine selbstgewählten Projektionsflächen bleiben Müll, Nihilismus und trivial erscheinende Dinge wie To-Do-Listen und Altpapier. Wer Gossenboss mit Zett, wie ich, schon einige Jahre verfolgt, wird davon auch wenig überrascht sein. Es kann durchaus sein, dass manche seiner Fans, die schon seit rund 7 Jahren hinter dem Ex-Dresdner stehen, enttäuscht sein mögen, dass die Gosse sich an nichts wirklich Neuem probieren möchte, andererseits: Never change a winning team content. Positiv ist auf jeden Fall zu erwähnen, dass die Lyrics des Gossenbosses auf keinen Fall stumpfsinnig erscheinen, sondern mit viel Wortwitz und Selbstironie, auch wenn das Wort für ihn wahrscheinlich schon viel zu oft angewandt wurde.

Geruch: Gekonnt, unterhaltsam und unverändert: Gosses Flow ist angenehm zu hören und wird auch nur gelegentlich von einigen Samples aus Serien, Filmen und bekannten Raptracks unterbrochen. Jede einzelne seiner spärlichen Hooks reiht sich problemlos in den Reimfluss der Strophen ein. Außer, dass es an manchen Stellen schon noch manchmal an Variationen fehlt, gibt es hier wenig zu meckern.

Gewürze: Auch der Producer Monkay, der schon gar nicht mehr wegzudenken ist von der Seite des Gossenbosses, bleibt sich selbst treu und hat für diese EP einmal mehr maßgeschneiderte Beats geliefert, welche fast gänzlich ohne neumodische Elemente auskommen und zum Kopfnicken einladen. Ganz besonders smooth: Die Instrumentals zu den Tracks „Ila“ und „Altpapierhemd“. Auch der abschließende Track „100 Kilo schlechter Rap“ geht gut ins Ohr mit Hilfe eines Pianosamples, welches letztes Jahr auch schon Sido auf seinem neuen Album und für seine Promophase verwendet hat. Das passt auch gut, schließlich ist Gossenboss ja auch so was, wie der wenig erfolgreiche Sido aus Sachsen.

Einzigartige Komponenten: Ehrlich gesagt hätte diese EP auch genauso gut 2010 erscheinen können – man hätte wohl kaum einen Unterschied bemerkt. Gossenboss mit Zett wohnt zwar bedauerlicherweise nicht mehr im schönen Dresden, hat aber den Vibe seiner Musik beim zu verurteilenden Umzug nach Leipzig nicht vergessen. Das ist auch gut so, denn die Gosse kann ich mir immer wieder geben. Sowohl seine älteren Werke, als auch die aktuelle Platte erscheinen sorglos, witzig und gleichzeitig interessant bzw. originell. Wenn man Gossenboss mit Zett als Rapper verstehen will oder noch nicht kannte, so kann man sich diese EP bedenkenlos anhören. Selbiges gilt allerdings auch für die frühen Alben aus „Fickpieschen“ in Dresden. Übrigens: Im Track „Glücklich und dumm“ rappt er auch genau darüber und wir bekommen einen kleinen Einblick, in die persönliche gegenwärtige Welt des Rappers.

Beilagen: Gibt es nur drei an der Zahl: Ein Rapper mit dem genialen Namen Hartmann, jedoch nicht der Hallenserauf „Altpapierhemd“ sowie Katharsis & Marek Notfall bei „Viel zu tun“.  Beide können auch einen gelungen Eindruck hinterlassen, vor allem die Hook in Kombination mit Gossenboss selbst bleibt hängen – dieser Track ist nicht nur, aber vor allem aufgrund der Features einer der Höhepunkte der EP. Und besagter Hartmann? Der liefert genauso ab! Mir zumindest gefällt sein Flow sehr und auch inhaltlich knüpft Hartmanns Part wunderbar fließend an die vorherige Strophe von Gossenboss an. Kurzum: Diese EP ist zwar arm an Features, diese überzeugen dafür aber umso mehr!

Mal probieren: Diese EP sollte man chronologisch hören, denn die ersten beiden Tracks „Einfallsreiche Songkonzepte“ sowie „Glücklich und dumm“ geben einen guten Fahrplan für den Rest des Werkes – sie sind auch für mich persönlich die stärksten Tracks. Ansonsten ist der Skit „Eric will rappen“ zwar sehr kurz, doch dafür wunderschön anzuhören. Den hätte ich gerne mal als längere Version gehört, schade.

Geschmack: Als zwar nicht gebürtiger Dresdner, aber jemand, der fast seine komplette Jugend in dieser eigenwilligen Stadt verbracht hat, fällt es mir schwer, über Gossenboss mit Zett so ganz objektiv zu schreiben. Für mich ist diese EP durch den größtenteils unveränderten Stil pure Nostalgie, bei der ich an lange Nächte im Alaunpark, viel Dreck, Gewalt, Alkohol und verrückte Menschen denken muss. Oder daran, wie ich mal mein letztes Geld im Portmonee für Tabak ausgegeben hatte, und dann im Spätshop in Dresden-Pieschen prompt von Gossenboss selbst bedient wurde. Diese Erzählungen sollen eines verdeutlichen: Gossenboss mit Zett transportiert ein ganz bestimmtes Lebensgefühl mit seiner Musik, welches irgendwo zwischen Sternburg Bier, Billigdöner und niedrigen Hemmschwellen zu verorten ist. Ostdeutscher White Trash in Rapform, sozusagen. Das muss nicht jedem taugen, ist aber auch musikalisch wirklich gelungen und ist allerfeinstes Storytelling in Kombination mit soliden Flows und Beats. „Das ist die Gosse, mein Freund.

5/6 Salzstreuer

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