Zutaten: Auf seinem ersten Soloalbum verfolgt der ehemalige Freundeskreis-Produzent Don Philippe ähnliche Visionen, wie schon mit seiner Band. Während bereits damals die Beats deutlich von Jazz und Soul beeinflusst waren und perfekt zu Max Herres melancholischen Texten und stilsicheren Flows passten, versucht der Stuttgarter es nun komplett ohne Raps, aber trotzdem nicht ohne Gäste. Auf seinem Debüt ging er dabei nicht unbedingt nach einem konkreten Plan vor, sondern lud sich befreundete Jazzmusiker ins Studio ein, die über seine Beats improvisieren sollten, um den richtigen Vibe entstehen zu lassen. So entstand ein Doppelalbum, das eigentlich keins ist, denn „A Long and Silent Street“ und „Between Now & Now“ werden an unterschiedlichen Tagen im Dezember separat voneinander veröffentlicht.
Geruch: Die Platte ist komplett instrumental gehalten, ein Rapper hätte die warme Atmosphäre aber wohl nur durchbrochen, denn das Album wirkt wie aus einem Guss. Don Philippe hat seinen Sound gefunden, wobei es ihm hervorragend gelungen ist, die 32 Skizzen und Improvisationen zu einem homogenen Bild zusammenzufügen.
Gewürze: Die Beats stehen bei einem reinen Instrumentalalbum natürlich im Vordergrund. Das Doppelalbum funktioniert auch über die Gesamtlänge von 31 Songs vor allem als großes Ganzes, man kann es durchlaufen lassen, ohne einmal zu skippen. Dabei ändert sich kaum was am zurückhaltenden Sound auf Jazzbasis. Während der Bummtschakk routiniert und unaufdringlich vor sich hin wummert, reißen auch die klassischen Jazz-Improvisationen kaum aus dem entspannten Korsett aus.
Einzigartige Komponenten: Die große Stärke des Albums ist der Vibe, den es versprüht. Man bekommt das Gefühl, dass das hier im positiven Sinne keinen tiefergehenden Anspruch an seine Hörer stellt. Einfach Wohlfühlsound für Liebhaber, der zum chillen und relaxen einlädt. Couchmucke im besten Sinne, ohne ihr die zweifellos vorhandene technische Stärke absprechen zu wollen.
Beilagen: Mittelpunkt von „A Long and Silent Street“ und „Between Now & Now“ ist natürlich die Kollaboration von Don Philippe und den verschiedenen Jazzmusikern, die in der Tracklist allerdings nicht explizit genannt werden. Dafür funktioniert die Zusammenarbeit allerdings hervorragend. Wo Improvisationen auch gerne mal wirr und anstrengend sein können, kommt dieser reduzierte Sound wie aus einem Guss, ohne dabei seine Spontanität zu verlieren.
Mal probieren: Eindeutige Highlights zu picken ist schwer und würde der Platte wohl auch nicht gerecht werden. Don Philippe bietet beste Begleitmusik für einen gemütlichen Sonntagabend auf dem Sofa und da will man ja auch nicht ständig aufstehen und die Platte wechseln.
Geschmack: Trotz seiner Länge von 31 Songs und der fehlenden Abwechslung wirkt „A Long and Silent Street“/“Between Now & Now“ niemals langweilig, wenn es in den richtigen Momenten gespielt wird. Auf die Veröffentlichungsart mit zwei getrennten Alben, die an zwei verschiedenen Tagen im Dezember releaset werden und doch irgendwie eins sind, hätte man also durchaus verzichten können. Trotzdem ist Don Philippe mit seinem Erstlingswerk eine stimmige Produktion gelungen, die völlig zeitlos immer dann zum Einsatz kommen sollte, wenn man es sich bei Kerzenschein, einem guten Buch oder mit seinem Freund bzw. seiner Freundin gemütlich machen und die Alltagssorgen vergessen will. Mehr will dieses Album auch gar nicht. Aber eben auch nicht weniger.
4/6 Salzstreuer
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