Jan Wehn: Morgellon (Buch-Review)

Nach Rapper Eric Keil aka Justus Jonas hat auch HipHop-Journalist Jan Wehn ein Buch über den Berliner Korbinian Verlag veröffentlicht. Manch einer ist bestimmt schon auf einen seiner Artikel bei All Good oder in diversen Tageszeitungen und Magazinen gestoßen. Außerdem ist Wehn Co-Autor unterschiedlicher Bücher über Plattenfirmen und schreibt Kurzgeschichten. Seine aktuelle Novelle „Morgellon“ handelt auf 75 Seiten nicht von HipHop, sondern von Noah Zimmermann, einem tablettenabhängigen Studenten und seinem Weg aus der Gesellschaft.

In der Wohnung seines verstorbenen Opas lebt Noah in den Semesterferien seine Tablettensucht aus. Zwischen Rausch, Schlafdefiziten, nicht vorhandener Nahrungsaufnahme und Treffen mit seinem Lieferanten, steckt ihm eben dieser ein Bündel Schriften über Verschwörungstheorien zu. Zu diesem Zeitpunkt suchen Noah Schmerzen heim, deren Ursache er sich im verstärkten Auftreten von Chemtrails erklärt. Über das Internet lernt er Lea und später auch David kennen, die ihn noch länger begleiten werden und gräbt sich immer tiefer in eine Welt voller Verschwörungstheorien. Er verliert das Gefühl für Zeit und Raum und sogar den Draht zu seiner Familie.

Foto: William Minke

Neben der beinahe andauernden Aufrechterhaltung des Spannungsbogen liegen die Stärken des Autors in der sehr bildlichen Schreibe sowie explizit der wunderbaren Kreation ekelerregender Bilder. Zudem hat das Buch ein grandioses offenes Ende.

Thematisch gesehen, sind sich Verschwörungstheorien und Tablettenkonsum gar nicht fremd. Übermäßiger Gebrauch kann durchaus zu Paranoia und weiteren, damit verknüpften Gedankenkonstrukten führen. Pauschalisieren und abstempeln möchte ich hier jedoch nicht, denn ein gesundes Misstrauen gegenüber dem herrschenden System kann nur gut sein. Da HipHop inmitten der Gesellschaft steht, haben auch hier beide Themen längst Einzug gehalten. Vor allem der Konsum chemischer Drogen ist auf dem Vormarsch und bei großen Teilen der Jugend angesagt. So gesehen, hat Jan Wehn gegenwärtigen Stoff und eine gesunde Portion Ekelwürmer zu einer abendfüllenden Lektüre gemixt. Geht klar!