BMC hat die Unschuld an Tinder verloren

Fällt der Name BMC, neigt der Hallenser Raphörer automatisch dazu, Verknüpfungen zu seinem Album-Meisterwerk Licht im Dunkel von 2007 herzustellen. Seitdem sind nicht nur über 10 Jahre ins Land gezogen, BMC aka Birte MC hat auch viele musikalische Einflüsse in sich aufgesogen. Dennoch ist das gestern veröffentlichte Tinder Tape nach dem Steinzeit-Tape von 2015 erst sein zweites Release seit damals auf Albumlänge. Das kann einerseits an seinem Perfektionsstreben liegen, hat bestimmt aber auch weitere Gründe. Für manche mag der Sound vom Tinder Tape sehr unerwartet klingen, für diejenigen, die BMCs musikalische Entwicklung regelmäßig verfolgen, wird es eher ein konsequenter nächster Schritt sein. An den Instrumentalen für das Projekt haben Pulqe und yoni geschraubt und konnten ein wahrlich optimales Ergebnis erzielen. Der Begriff Industriestandard beschreibt die Qualität des sphärisch-trappigen, wirklich gut ausproduzierten Sounds am besten. Inhaltlich ist der Name volles Programm: Genüsse, High-Life, Rausch, Zügellosigkeit und Körperlichkeit, aber auch recht klassische Rollenbilder von Mann und Frau. Schließlich ist all das nicht von großer Beständigkeit und Tinder bleibt Tinder. Als Gäste erscheinen die Brüder O.G. LAK und Jacinto, Mendez, SUMO89 und Fakkt auf der Tracklist. Letzterer featured genau genommen nicht, sondern ist mit einem Solotrack auf der Platte vertreten und auch Produzent yoni steuert einen Part bei. BMC sticht qualitativ aus den Rapbeiträgen der Platte hervor, auch Mendez steuert noch im selben Fahrwasser. Zusammengefasst wird einen das Tinder Tape schon überzeugen, wenn man sich drauf einlässt. Das Konzeptalbum beleuchtet das Themenfeld der Liebe 2.0 aus vermeintlich unterschiedlichen, dennoch ähnlichen Facetten in einem homogenen Gesamtpaket und kreiert einen vergänglichen, leicht erotisch-geladenen Vibe. Denn am Ende ist sie ja doch nur ne Hoe…

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