Ohne aktiver Hörer des Berliner Rappers Justus Jonas zu sein, so ließ es mich doch etwas aufhorchen, dass er im letzten Jahr ein Buch veröffentlicht hat. Jedoch erst, nachdem mir jemand den Hinweis gab, dass es sich beim Autor Eric Keil um Jonas‘ bürgerlichen Namen handele. Was ich auch als Nicht-Hörer gerade noch mitbekommen hatte, dass er Mitglied der legendären Formation M.O.R. um Fumanschu und Kool Savas war. Wie also lässt sich ein Buch von jemandem lesen, der sich dem Battlerap verschrieben hat? „Raum in einem Raum„, so der Titel der fiktiven Erzählung, ist über den kleinen Berliner Korbinian Verlag erschienen und erinnert mit seinen knapp über 50 Seiten sehr an ein Reclam Heft.
Die Novelle handelt von einer Geschichte von zwischenmenschlichen Beziehungen der vier Hauptcharaktere Gary, Aggy, Bernhard und Silvia, jedoch nicht im klassischen Sinne, sondern mehr oder weniger einer „sexuellen Nutznießung“ ähnelnd. Gefangen in einer Art Sexspiel, durchleben die Protagonisten Höhen und Tiefen der menschlichen Gefühlswelt. Teilweise ans Groteske grenzende Handlungen und Sexakte schildert Keil mit einer sehr expliziten und detailgetreuen Schreibe.
Zum relativ flotten Ende der Lektüre hin, tun sich im Haupthandlungsstrang menschliche Abgründe auf und die beschriebenen Absurditäten werden sehr abstrakt. Erzählerisch ist das Buch durchaus stark geschrieben, ich neige jedoch dazu, zu fragen, was der Autor mit seinem Werk aussagen möchte? Gibt es überhaupt eine Message? Ich fühle mich wie ein Weirdo. Ein HipHop-Bezug ist lediglich aufgrund der Person von Justus Jonas vorhanden, jedoch nicht im Textteil das Buches auszumachen. Inwiefern „Raum in einem anderen Raum“ konform mit seinen öffentlichen Gedanken und Battlelyrics ist, kann ich nicht beurteilen.