#salzderwoche KW 07/2016

salzderwoche

Kanye West und kein Ende. „T.L.O.P.“ ist inzwischen erschienen, zunächst exklusiv auf Tidal und anschließend auch als digitaler Download. Inzwischen wurde der Verkauf wieder eingestellt, denn Yeezy ist nicht mehr zufrieden. Wer dennoch in den Genuss kommen möchte, der muss sich einen kostenpflichtigen Tidal-Account zulegen oder im Streaming-Zeitalter antik wirkende Filesharing-Webseiten bemühen. Nebenbei hat Mr. West scheinbar über 50 Millionen Dollar Schulden und bettelt Mark Zuckerberg via Twitter nach einer Milliarde Dollar für neue Projekte an. Das alles war nur die Spitze des Eisbergs. Wer mehr über die aktuellen Twitter-Ausflüge des Rappers/Produzenten/Wahnsinnigen erfahren möchte, der sollte ihm unbedingt dort folgen. Auch auf den Grammys war Kanye ein Thema, denn Taylor Swift hielt während einer ihrer Danksagungen eine kleine Rede für die Rechte der Frauen, nachdem sie auf „T.L.O.P.“ mal wieder ins Visir geraten war. Ob nun ausgerechnet die scheinbar makellose, spindeldürre und dadurch etwas seelenlos wirkende Taylor Swift, die in ihrer jetzigen Form eindeutig ein Produkt der Musikindustrie ist und die ausschließlich von Männern produziert wird, die auch noch während dieser Rede hinter ihr standen, als Feministin taugt, steht dabei auf einem anderen Blatt Papier. Denn das war auch nicht das Aufregendste bei einer ansonsten eher lahmen Show, wie das bei solchen Preisverleihungen nun mal oft der Fall ist. Viel spannender war der Auftritt von King Kendrick, der allen Popstars inklusive Lady Gaga mit einem David-Bowie-Tribut die Show stahl und ganz nebenbei noch fünf Auszeichnungen mit nach Hause nahm. All das war wahlweise wahnsinnig aufregend, wenn man sich für die Welt der Stars interessiert oder, abgesehen von Kendrick Lamar, wahnsinnig unspannend, wenn man eigentlich nur gute Musik hören möchte. Davon gab es schließlich auch zu Genüge in den vergangenen sieben Tagen und ich rede hier nicht von Pablos Leben. Wobei ein G.O.O.D. Friday es doch in die Liste geschafft hat, denn eins muss man Kanye lassen: er ist trotz allem ein wahnsinnig guter Musiker. Aber los geht es mit einem Mann, der sich einen Dreck um solche Sachen schert und lieber die gute alte Berliner Schule der Jahrtausendwende wieder aufblühen lässt.

James Jencon feat. Coffeehouse – Antikörper

Spätestens seit MC Bomber erfährt deutscher Battlerap der Berliner Schule eine kleine Renaissance. Der Prenzelberger ist zwar kompromisslos, im Gegensatz zu James Jencon bleibt der Bomber allerdings harmlos im Regen stehen. Dabei erinnert Jencon nicht nur aufgrund des Slogans „Hoes, Flows, Gewalt“ an die guten alten Westberlin-Maskulin-Tage, ohne wie eine Kopie zu klingen. Auch sein Kollege mit dem ungooglebaren Namen Coffeehouse reiht sich nahtlos in diesen Stil ein. Ignorant battlet das Duo alles weg, was sich ihm in den Weg stellt.

Rejjie Snow – Keep Your Head Up

In die komplett entgegengesetzte Richtung geht Rejjie Snow. Mit äußerst smoothen Vibes liefert der Ire, der sich bereits in den USA einen kleinen Namen gemacht hat, eine Kopf-Hoch-Hymne der besseren Sorte, als man es sonst von so einer Art Song gewohnt ist.

Torae feat. Phonte – Clap Shit Up

Auch im jahres 2016 ist der ruffe Shit direkt aus New York sehr gefragt unter Rapfans, zumal man den Boombap-Sound der Neunziger mittlerweile erfolgreich in die Jetztzeit transportieren kann, ohne dabei altbacken zu klingen. Das gelingt auch Torae und Little-Brother-Rapper Phonte hervorragend, die ihren gemeinsamen Song zu Toraes Album „Entitled“ visualisiert haben.

Juicy Gay – WKM$N$HG (Live in Essen)

Das Juicy Gay eigentlich ausschließlich Hits macht, haben wir schon letzte Woche festgestellt. Und er bestätigt das auch diese Woche wieder mit einem Live-Video zu „WKM$N$HG„, was für „Wie kann man sich nur so hart gönnen“ steht. Das Video entstand im Rahmen des Tourstopps der „NASA„-Tour von Crack Ignaz und LGoony in Essen, wo Timo Milbredt die Kamera ordentlich draufhielt.

Alligatoah – Du bist schön

Das Alligatoah nicht nur seid vielen Jahren großartige Musik veröffentlicht, sondern darüber hinaus auch für seine Videos selbst verantwortlich ist, wissen wir bereits. Als Regisseur und Schauspieler in seinen Clips ist er nicht minder begabt und so ist auch „Du bist schön“ eine Kreativexplosion. Nebenbei prangert das Trailerpark-Mitglied den Schönheitswahn in einer Zeit an, in der Germanys Next Topmodel noch immer nicht abgesetzt ist und Frauen zu Millionärinnen werden, indem sie regelmäßig halbnackte Fotos ihrer silikonbefüllten Körper auf Instagram posten. Doch Schönheit ist vergänglich, aber Köpfchen hat man für immer.

Waka Flocka Flame feat. French Montana – What’s Happenin‘

Zwar hat Waka Flocka Flame gerade kein Release in der Pipeline, trotzdem haut er regelmäßig neues Material auf Soundcloud, das sich jedesmal für den gepflegten Turn Up auf deiner nächsten Homeparty eignet. Auch auf „What’s Happenin‘“ rastet er gemeinsam mit French Montana auf einem hymnischen Beat ordentlich aus.

Megaloh feat. Trettmann – Wer hat die Hitze

Bei Megaloh könnte es derzeit kaum besser laufen. Er steht kurz vor der Veröffentlichung seines neuen Albums „Regenmacher„, hat sein Gesicht erstmals auf dem neuen JUICE-Cover geparkt und bekommt auch sonst nichts als Liebe von Fans und Kritikern. Man könnte auch sagen, er ist richtig heiß, wie er in seiner neuen Videosingle selbst feststellt. Als Unterstützung für die Hook hat er sich Trettmann geholt, mit dem er auch schon für das starke splash!-Video „Was solls“ und Trettmanns neuer EP „Kitschkrieg“ zusammengearbeitet hat.

Kanye West – 30 Hours

Es gab ein Releasedate, es gab jede Menge Trouble auf Twitter und es gab eine etwas eigenartige Riesenshow zur Vorstellung des Albums im Madison Square Garden. Doch am 11. Februar passierte genau: Nichts. Stattdessen gab Kanye West an, er müsse doch nochmal an der Tracklist schrauben, da Kumpel Chance The RapperWaves“ unbedingt auf „T.L.O.P.“ haben wolle. Gesagt getan. Immerhin ein weiterer G.O.O.D. Friday schaffte es ins Netz und das ist, wie alle anderen bereits ausgekoppelten Songs, bei allem Größenwahn lange nicht so experimentell, wie das vorherige „Yeezus„-Album, sondern zeigt fast schon einen klassischen HipHop-Yeezy. Nur die Texte sind natürlich Selbstbeweihräucherung vom Feinsten. Aber das sind wir von Mr. West schon seit „College Dropout“ gewohnt.

Beanie Sigel – Top Shottas

Bei all dem Durcheinander um Kanye West vergisst man gerne mal, dass es eine Zeit vor Taylor Swift und Kim Kardashian gab, als Yeezy von Jay Z entdeckt wurde und bei Roc-A-Fella Records unter Vertrag stand. Den Kontakt zu Hova stellte damals der ebenfalls dort gesignte Rapper/Reggae-Sänger Beanie Sigel her. Dieser war damals eines der Zugpferde des Labels und wurde um die Jahrtausendwende mit mehreren Goldplatten ausgezeichnet, bevor es eher ruhig um den Mann aus Piladelphia wurde, der mit seiner unverwechselbaren Mischung aus straightem Rap und dem reggae-typischen Patois unvergesslich bleibt. Vier Jahre nach seinem letzten Album „This Time„, das allerdings wenig bis keine Beachtung fand, gibt es nun ein neues Lebenszeichen, das zeigt, das er auch heute nichts von seinem Können eingebüßt hat.

Juicy Gay – Ich wollte nie ein Alman sein

Und nochmal Juicy Gay. Dieser Mann hat Popkultur, Social Media und Gesellschaft allgemein einfach verstanden. Besser kann man die ganze PegidAfD-Thematik nicht aufgreifen, ohne dabei den Zeigefinger zu heben oder in Phrasen zu verfallen. Wahnsinnig kreative Kunst und wichtiges Statement zugleich. „Ich will Swag und kein Alman sein, ich will kein Pegida in diesem Land, ich schäme mich für euch, ihr seid Toys und ich baue einen Joint„. Tritt Juicy Gay eigentlich schon bei Antifa-Konzerten auf?

Nate57 – Gesetzlos

Zu Beginn seiner Karriere hatte Nate57 einen echten Kickstart hingelegt, der ihn von ganz unten nach ganz oben katapultierte. Doch nach seinem offiziellen Debüt „Stress aufm Kiez“ und einem wahnsinnigen Hype, konnte Nate seine Form nicht bestätigen und das zweite Album bekamt nicht mehr die Aufmerksamkeit, wie noch die erste Platte. Da war von Auszeit und verlorengegangener Lust auf Rap die Rede. Drei Jahre später stilisiert er sich als „Gauna“ und stiehlt sich zurück ins Game. Mit den Videoauskopplungen „Mit der Basy“ und jetzt „Gesetzlos“ konnte er schonmal überzeugen. Hoffen wir, dass er das auch auf Albumlänge durchhält. Dann kommt vielleicht auch der Hype zurück. Das Talent dazu hat er definitiv.

French Montana – Sanctuary Pt. 2

Während in der Nacht von Sonntag zu Montag die ganze Welt auf die Grammys geschaut hat und eine herausragende Performance von Kendrick Lamar und viel Langeweile zu sehen bekam, beschäftigte sich French Montana lieber mit seiner Musik und stellte zur besten Sendezeit sein eigenes neues Videos ins Netz. Kann man mal machen. Das scheinbar zugehörige Mixtape „Wave Gods„, das von seinem Entdecker Max B gehostet wird, soll am Freitag erscheinen. Und auch „Mac & Cheese 4“ ist wohl unterwegs.

Dave East – Life Like

In Deutschland ist Dave East noch ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. in den Staaten hat der New Yorker sich jedoch mit einem kontinuierlichen Mixtape-Output eine solide Fanbase und einen Deal mit Nas‚ Label Mass Appeal Records erarbeitet. Mit seinem neuen Video „Life Like“ schaut er ein wenig auf das bisher Erreichte zurück, nur um mit diesem Song mit Sicherheit auch wieder mehr Fans für sich zu gewinnen. Vielleicht auch bald außerhalb der USA?