Gangway Beatz – Ain’t Nuthin‘ But A Key Thang (Review)

Wenn ein soziales Projekt Jugendlichen unter die Arme greift und mit ihnen kreativ arbeitet, ist das immer eine positive und unterstützenswerte Sache. Oft passiert das gerne in Verbindung mit HipHop, der unbestritten größten Jugendkultur der Welt. Es werden Workshops angeboten, Musik gemacht, getanzt oder gemalt und sich ausgetauscht. Oft entstehen dabei schöne Projekte für die Kids, auf die sie stolz sein und ihren Freunden und Familien zeigen können. Allerdings beschränken sich solche Projekte gerne mal auf ein Minimum, sei es ein Wochenende oder aber auch nur ein einziger Tag. Es ist mehr ein Reinschnuppern, als ein wirklich aufwendiger und langwieriger Arbeitsprozess. Die Jugendlichen bekommen Grundlagen beigebracht, wer daran Gefallen gefunden hat, der muss dann selbst sehen, wie er weitermachen kann. Anders ist das bei dem Projekt Gangway Beatz. Dabei hat die soziale Einrichtung Gangway aus Berlin über einen Zeitraum von 16 Monaten mit jungen HipHop-Fans und Gästen aus New York und Nairobi zusammengearbeitet und an Songs gefeilt. Am Ende ist dabei ein Sampler herausgekommen, den man sich kostenlos, oder gegen eine kleine Spende, auf der Bandcamp Seite des Vereins herunterladen kann und auf dem alle Beteiligten vertreten sind.
Mir ist nicht bekannt, ob alle Mitglieder des Projekts in den 16 Monaten der Produktion das erste Mal ein Mic in der Hand hatten und ob die Beats ebenfalls selbst gebaut wurden. Wenn man aber davon ausgeht, ist dieses Projekt wirklich rundum gelungen. Klar ist, dass hier jeder seinen Platz zum Scheinen bekommen hat, einzig die Rapper Ali Brown und Vecz werden mehr als einmal in der Tracklist erwähnt. Dementsprechend schwankt die Qualität der einzelnen Beiträge natürlich, aber das kann man bei der Masse an Musikern ebenfalls nachvollziehen. Es ist ein Problem, dass auch die meisten kommerziell vertriebenen Compilations mit sich bringen. In diesem speziellen Fall möge man es den Jungs und Mädels, ob der mangelnden Erfahrung, verzeihen. Ein paar Talente stechen allerdings schon jetzt heraus, von denen man möglicherweise noch einiges mehr hören könnte. Zudem ist kein Song dabei, den man sich gar nicht anhören kann. Alle MCs flowen mindestens solide und wissen die durchweg anständigen Beats für sich zu nutzen, die zusätzlich häufig mit passenden Samples versehen sind. Besonders gefallen mir dabei die Beiträge von Klyshee („Tu Es“), Zoltan („Dreams“) und dem bereits erwähnten Vecz („Frei Sein“). Aber auch andere Rapper und Sänger liefern hervorragende Parts ab, leider weiß ich bei den Kollabotracks nicht, welche Stimme zu welchem Namen gehört.
Aufgrund der Internationalität des Projekts wird hier zwar zum größten Teil auf deutsch gereimt, allerdings findet sich auch der eine oder andere fremdsprachige Part auf dem Sampler. Die Themen kommen zum größten Teil aus dem Umfeld der Beteiligten. Es geht um die Familie, das Leben und die Zukunft, der die meisten skeptisch gegenüber stehen, dabei aber nicht vergessen, an die eigenen Träume zu glauben und darüber zu rappen und sei es bloß, ein Mal in New York zu sein. Das wird auf dem fast 6-minütigen Possetrack „NY State Of Mind“ mit einem bombigen Beat deutlich, wo alle zusammen die Big City Of Dreams besingen. Der Track ist definitiv das Highlight des Releases, da man das Gefühl bekommt, hier würden sich alle gegenseitig ein wenig hochpushen und man den Spaß an der Sache spüren kann.
Dieser bereits dritte Gangway-Beatz-Sampler ist kein Album, dass eher zufällig aus mehreren Workshops entstanden ist, weil Rap gerade bei den Jugendlichen angesagt ist, sondern wirklich ein ausgereiftes und professionell konzipiertes und produziertes Projekt, dass man sich auch abseits des sozialen Hintergrunds anhören und dabei die ein oder andere Perle entdecken kann. Natürlich ist das alles noch recht roh und ungeschliffen, aber der ein oder andere Rapper zeigt definitiv Talent und bewirbt sich für weitere Aufgaben. [jay]