Abgeschmeckt: Degenhardt & Kamikazes – Krahter

Zutaten: Die gesamte EP wird von den instrumentalen Songs „Tag 0“ und „Tag X“ als Intro und Outro zusammengehalten. Sie symbolisieren die Geburt und den Tod eines Menschen. Im Laufe der Tracks werden immer wieder bestimmte Punkte einer Biografie angeschnitten, ohne sie direkt zu konkretisieren. Es gibt kein erkennbares Motto oder Konzept in den einzelnen Liedern, Degenhardt und die beiden Kamikazes bleiben vage und beschäftigen sich mit einer Welt am Abgrund. Zusammen schaut man mit Liebe in das Hässliche und Aufgequollene unserer Gesellschaft. Persönliche Erfahrungen und Gedanken fließen in die sehr assoziativen Texte ein, die viel Interpretationsspielraum bieten und aus denen sich der Hörer am Ende selbst seine Schlüsse ziehen muss.

Geruch: Wo es schon lyrisch viele Parallelen und Gemeinsamkeiten gibt, ergänzt sich das Trio auch in der Vortragsweise. Vor allem Degenhardt hat einen fast schon erzählerischen Flow, der ihm und dieser besonderen Art von Beats hervorragend zu Gesicht steht und die melancholische Atmosphäre noch weiter unterstützt. Die Kamikaze-Brüder gehen in eine ähnliche Richtung, können allerdings mit mehr Variabilität punkten.

Gewürze: Die Beats der Kamikazes vereinen das Beste aus zwei eigenen Welten zu einer einzigartigen Klangästhetik, die so durchgängig wohl tatsächlich nur auf dieser EP funktionieren würde. Alle Instrumentale sind genauso eigensinnig, wie die Rapper selbst und bieten viel Platz für die tragische Poesie der Protagonisten.

Einzigartige Komponenten:
Wenn Degenhardt und den Kamikazes mit „Krahter“ eines perfekt gelungen ist, dann ist es Atmosphäre zu erschaffen. Das Zusammenspiel aller genannten Komponenten funktioniert hervorragend und fügt sich zu einem großen Ganzen zusammen.

Beilagen:
Die EP kommt komplett ohne Features aus, allerdings sind Gäste in diesem Zusammenhang auch schwer vorstellbar und würden die vorhandene Harmonie zwischen den Rappern wohl eher zerstören als bereichern.

Mal probieren: „Unentschieden“, „Muttis Jesus“, „Letzte Lover (Remix)“

Geschmack: Wer ein Gefühl für „Krahter“ bekommen möchte, der sollte sich hinsetzen und bewusst auf die EP einlassen, denn das hier ist wirklich schwere Kost, mit der sicher nicht jeder umgehen kann. Hat man sich aber erstmal dafür entschieden, hört man das bislang beste Release der jeweiligen Protagonisten. Die Bündelung der Kräfte hat sich gelohnt und vereint die Stärken von Degenhardt und den Kamikazes zu einem stimmigen Gesamtbild. [jay]

Abgeschmeckt: 4,5/6 Salzstreuer

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