Abgeschmeckt: Crypt & Galv – 50/50

Künstler: Crypt & Galv
Release: 50/50
Veröffentlichungsdatum: 27.04.2017
Label: Soundclectic
Format: Freedownload

Zutaten: Viel Storytelling, viel Fantasie und viel Weltraum: Inhaltlich beamt sich das gemeinsame Werk von DJ Crypt und Galv munter durch mehrere Sphären. Jeder Track scheint dabei seinen eigenen Content zu erzählen, doch bestimmte Elemente, wie der genussvolle Rausch, der Bezug zum Überirdischem und auch ein dezenter Hang zur Erotik ziehen sich durch die gesamte EP. Darüber hinaus weiß das Zusammenspiel von Crypt und Galv als Duo wirklich zu überzeugen, was die Abstimmung angeht: Inhalt und Sound (sowie die zahlreichen Samples) ergeben ausnahmslos stimmige Songs, die so für einen angenehm abgestimmten Old School-Vibe sorgen.

Geruch: Galv hat einen durchaus originellen Reimfluss, den er die meiste Zeit im erzähltauglichen Stil lässt, jedoch auch hier und da etwas variiert. Den wirklichen Wiedererkennungswert macht zweifellos seine Stimme aus, die sich mit einfachen, aber keineswegs schlechten Reimen im Gedächtnis verankert. Und das ist das Bemerkenswerte: Selbst wenn Galv an manchen Stellen etwas unverständlich flowt, braucht es nur ein bis zwei Bars, bis ich wieder gut gelaunt mit dem Kopf zu eingängigen Reimen nicken kann.

Gewürze: DJ Crypt beweist sich als ein Beatbauer der alten Schule: Blues-Elemente, sehr viele Samples und Scratching – es ist alles da! Und das klingt ziemlich gekonnt, vor allem bei dem vielsagenden Titel „Crypt in Weed Concentration“ tobt sich das Mitglied der Snowgoons so richtig aus. Insgesamt drei der 8 Tracks wurden alleinig von Crypt produziert, welcher ansonsten als Executive Producer an dieser EP arbeitete. Der Track „Venus“, produziert von Schasch, fällt als einziger etwas aus der Reihe.

Einzigartige Komponenten: Das von Figub Brazlbvič produzierte gleichnamige Intro zur EP macht recht schnell Bock auf mehr. Die Vibes dieses ersten Titels sind interessant und holen mich als Hörer sofort ab, leider wird dieser Stil danach nicht konsequent beibehalten, da Tracks wie „Aristokrat“ und „Venus“ dann andere Richtungen gehen, was aber okay ist. So haben wir es eben mit einer Platte zu tun, auf der Galv und Crypt sich hervorragend ergänzen. Ob man den Style der beiden Jungs nun feiert oder nicht, Fakt ist, dass die gesamte EP von dem wirklich gelungenen Zusammenspiel von MC und DJ lebt.

Beilagen: Hier wurde richtigerweise etwas gespart, um den oben beschriebenen Vibe beibehalten zu können. Lediglich beim Track „Aristokrat“ geben sich mit Tesla und Tunafleur zwei Gastrapper die Ehre. Dies funktioniert auch ganz gut, passt jedoch leider nicht ganz so gut zum Rest der EP. Auch wird der Inhalt dieses Tracks nicht wirklich deutlich. Dennoch schafft es vor allem Tesla, den schwierigen Beat zu beherrschen, sodass die Features hier schon zu überzeugen wissen. Beim Videohit „Venus“ kann man an dieser Stelle vielleicht noch die Produktion von Schach erwähnen, auch wenn das natürlich kein Feature im klassischen Sinne ist.

Mal probieren: Mit dem Intro und „Crypt in Weed Concentration“ bietet die EP zwei wirklich schön gemachte Instrumentals an, die man bedenkenlos in jede „Smooth Rap Chillout„-Playlist aufnehmen könnte. Für mich klingen beide Tracks angenehm based und nach weniger modernen, dafür aber ansprechenden HipHop. Ansonsten weiß die „Venus“ als vorangestellter Hit schon am meisten zu überzeugen, wo Galv vor allem nach der ersten Strophe beeindruckende Skills zeigt.

Geschmack: Mit 50/50 haben Galv und Crypt zweifellos bewiesen, dass sie als Duo funktionieren und beide jeweils die Skills fürs Rappen bzw. Produzieren haben. Die EP ist ordentlich gemacht, hat Wiedererkennungswert und einige sehr gelungene Elemente (vor allem beatmäßig) – Leider jedoch sind die acht bzw. sechs Tracks (die beiden Skits sind zwar beim ersten Hören ganz witzig, im Verhältnis zum Anteil der Raps jedoch etwas too much) relativ schnell durchgehört und ich frage mich, ob der  Stil von „Venus“ nicht noch bei ein oder zwei Tracks weiter ausprobiert hätte werden können. Nichtsdestotrotz kommt man als Fan von klassischem Selfmade-HipHop hier auf seine Kosten und als Teaser für ein gemeinsames Album von Galv und Crypt taugt die EP schon – dieses sollte dann allerdings auch noch sowohl lyrisch als auch experimentell etwas mehr in die Tiefe gehen.

4/6 Salzstreuer