Künstler: Ace Tee feat. Kwam.E
Release: Tee Time
Veröffentlichungsdatum: 08.09.2017
Label: Four Music Productions
Format: CD, Download
Zutaten: Kurz vor Weihnachten des vergangenen Jahres landete die aus Hamburg stammende R&B-Newcomerin Ace Tee mit Ihrem Debütsong „Bist du down?„ einen Hit, der in der Historie des deutschen HipHop seines gleichen sucht. Innerhalb kürzester Zeit erzielte der Track mit einem Featurepart von Kwam.E eine derartige mediale Aufmerksamkeit, dass selbst Medien außerhalb Europas Grenzen hellhörig wurden. In der Zwischenzeit zogen einige Monate ins Land. Das international verbreitete Frauenmagazin Vogue berichtete vor wenigen Wochen, das Modelabel H&M führte eine 90s-Modekollektion in Zusammenarbeit mit Ace Tee für die stilsichere Frau ein und nun endlich steht auch die erste EP mit dem Titel „Tee Time“ in den Regalen des Einzelhandels. Das über Four Music erschienene Mini-Album enthält ganze 6 Tracks und bietet einen weiteren musikalischen Einblick in die Vorlieben der jungen Hamburgerin mit ghanaischen Wurzeln.
Geruch: In Deutschland erfolgreiche und daher relevante Frauen im R&B bzw. HipHop-Business lassen sich bedauerlicherweise an einer Hand abzählen. Umso schöner ist es, dass mit Ace Tee eine bis dato unbekannte Künstlerin in diesem Segment tätig ist, die schon nach sehr kurzer Zeit ihre eigene Nische gefunden hat und diese auch in nahezu allen Songs repräsentiert. Sei es ihre Stimme, die Art und Weise, wie sie über die 90s-Beats rappt oder der spezielle Vibe der Produktionen, es ist in allen Belangen ein Genuss die junge Dame zu verfolgen. Erfreulicherweise scheint sie selbst auch festgestellt zu haben, dass Trapbeats für ihre Zwecke nicht allzu wirkungsvoll sind.
Gewürze: Auch wenn Ace Tee bis Ende 2016 zu den unbedeutenden Künstlern in der hiesigen HipHop-Szene zählte, wurde sie auf der Debüt-EP von namhaften Hamburger Produzenten wie Plusma, Samy Deluxe oder DJ Vito tatkräfitg unterstützt. Daneben hat der durch Xatars-Label „Alles oder Nix“ bekannte Produzent Maestro den Song „Nice aus“ sowie Produzent Ticklish einen Remix von „Bist du down?“ beigesteuert.
Einzigartige Komponenten: Mit dem Song „Bist du down?“ erhielten Zuhörer und -schauer einen perfekten Vorgeschmack der Skills der 23-jährigen R&B-Sängerin & Rapperin. Nicht nur die musikalische Komponente konnte stilmäßig durch Einzigartigkeit glänzen, auch auf audiovisueller Ebene war die Produktion von vorne bis hinten durchdacht und beeindruckte durch Anmutigkeit und Ausstattung der beteiligten Personen. Möglicherweise führte diese Basis beim ein oder anderen Produzenten und Songwriter zu einem bisher nicht existierenden Druck, was in einer sehr schwankenden Qualität der EP resultiert. Vor allem lyrisch merke ich , dass sowohl Ace Tee als auch Kwam.E noch Luft nach oben haben.
Beilagen: Die Frage nach Featuregästen lässt sich recht schnell und vor allem mit wenig Worten aufzählen – auf „Tee Time“ gibt es kein. Der männliche Part in Form von Kwam.E kann in meinen Augen nicht als externer Gast empfunden werden. Zum Einen rappt er auf allen Tracks der EP und bietet so einen stimmlichen Gegensatz zu Ace Tee, zum Anderen wurde er explizit für die Zusammenarbeit gewählt.
Mal probieren: Wer den Newcomer-Hit bisher noch nicht gehört hat – „Bist du down?“ ist eine absolute Musikempfehlung des deutsch-sprachigen HipHop und sollte spätestens jetzt in voller Länge inkl. des hervorragend inszenierten Videos auf jedem Computer oder Handy gelaufen sein.
Geschmack: Ace Tee hat im zurückliegenden Jahr die Messlatte für die eigene Karriere schon im Vorfeld weiterer Veröffentlichungen äußerst hoch gelegt. Ob man daher als Zuhörer mit „Tee Time“ zufrieden ist, muss jeder Käufer für sich selbst entscheiden. Mich persönlich kann die Produktion unglücklicherweise nicht voll und ganz überzeugen, da Teile des Mini-Albums textlich zu gezwungen klingen und den selbst aufgestellten Vibe der Debütsingle nicht vollumfänglich einfangen konnten. Was mich jedoch sehr positiv stimmt und sie nicht als One-Hit-Wonder klassiert, ist z.B. die aktuellste Zugabe von ihr als Feature-Part auf „Bis um 4“ mit dem Hamburger Rapper Kalim. Man kann daher nur äußerst gespannt sein, wie sich die junge Dame in der nahen Zukunft weiter entwickelt.
